Begegnungen

Geboren in Weissenbach bei Gloggnitz, NÖ, Austria

 

Während der Hauptschulzeit Ministrant und Jungscharführer. Im Gymnasium in Wr. Neustadt kam ich durch meinen Philosophieprofessor Peter Neusiedler mit asiatischem Denken in Berührung, verbrachte das Bundesheer mit dem Tibetanischen Totenbuch unter dem Kopfpolster und begann 1970/71 mein Philosophiestudium bei Leo Gabriel. Parallel zum Studium war ich in einer Yogagemeinschaft in Wien 19. Guru Ananda, meine Yogalehrerin, war eine polnische Jüdin – ihr Großvater war ein chassidischer Wunderrabbi –, zum Christentum übergetreten und Schülerin eines Ramakrishna-Schülers. In dieser Yogagemeinschaft wurden wir praktisch mit der Spiritualität nahezu der ganzen Welt vertraut gemacht. Interessant ist auch, dass Kaplan Karl Obermayer, bei dem ich Jungschar- und Ministrantenführer war, später in Wien Dechant und Zen-Meister wurde, während mindestens drei aus der Yogagemeinschaft zu Priestern geweiht wurden, wie Weihbischof Franz Scharl bestätigt, der ebenfalls kurz in dieser Gemeinschaft war, ehe er sich für das Priestertum entschied.

 

In meiner Dissertation „Zum Yogaverständnis aus der Sicht westlichen Denkens“ ging es um einem Vergleich östlicher und westlicher Weltanschauung, wobei ich mich besonders mit Sri Aurobindo, einem indischen Yogi und Philosophen, und der Quantenphysik (Heisenberg, Bohr, Schrödinger, Pauli usw.) beschäftigte.Im Zuge dieser Dissertation begann ich mich erstmals wirklich für Physik (nach 1900) zu interessieren. Sowohl im Studium als auch im Yoga begegnete ich der Analytischen Psychologie C.G. Jung. 

 

1978 war der Weltkongress für Philosophie in Düsseldorf. Gemeinsam mit Leo Gabriel berichtete ich für die Zeitschrift „Wissenschaft und Weltbild“. Das Kongressthema war „Philosophie und Naturwissenschaft“ und für mich ein Schlüsselerlebnis. Ich gewann den Eindruck, dass manche Naturwissenschaftler die besseren Philosophen sind.

 

Nach meiner Promotion zum Dr. phil. und zehn Jahren Yoga lebte ich anschließend immer einige Jahre in einer anderen Kultur – Indianer (Swift Deer), Sufismus (Oruc Güvenc, Jabrane Sebnat), tibetischer Buddhismus (Ole Nydal, 16. Gyalwa Karmapa, Ayang Rinpoche).Ich lernte, dass man sich durchaus in verschiedenen Kulturen bewegen kann.

 

Nach dieser „spirituellen Weltumseglung“ drehte sich sozusagen wieder der Wind, ausgelöst durch die Begegnung mit Prof. Edgar Kaucher, und ich lief wieder in den Hafen der europäischen Kultur ein. Die endgültige Landung gelang durch eine Begegnung mit Pater James Manjackal, einem katholischen, charismatischen Priester aus Kerala, Indien.

 

Durch den „Umweg“ über andere Kulturen lernte ich nicht nur andere Religionen, Kulturen, Welt- und Menschenbilder kennen, sondern durch die Außenperspektive auch meine eigene Kultur, das Christentum. Andere Kulturen bedeuten andere Aspekte von Religiosität, und diese Aspekte zu einem Ganzen zusammengefügt (das hat nichts mit der heute so modernen Patchwork-Spiritualität zu tun, sondern ist so ziemlich das Gegenteil), ergeben eine Annäherung an das Ganze – und die Einsicht, dass das Christentum dem Ganzen am nächsten kommt. Das mag für manche eigenartig klingen, aber durch einen vorurteilslosen, von der Oberfläche absehenden Blick – geschult durch verschiedene Kulturen – und eine vertiefte Sicht zeigt sich das Christentum in einem völlig anderen Licht. Es gibt kaum etwas in anderen Kulturen, das man nicht im Christentum auch finden kann.

 

Parallel dazu beschäftigte ich mich seit meiner Yoga- und Studienzeit mit Quantenphysik und Tiefenpsychologie. Seit September 2018 bin ich außerdem Gründung- und Vorstandsmitglied der C.G. Jung Gesellschaft Frankfurt.

 

Mein zentrales Interesse sind Welt- und Menschenbilder; und da spielen auch die Wissenschaften eine große Rolle. Berufliche Begegnungen mit Fritjof Capra, David Steindl-Rast, Sir John Eccles, Ram. A. Mall, Ilya Prigogine, Ernst v. Förster, Ernst Mayr, Herbert Pietschmann, Hans-Peter Dürr u.v.a. vermittelten mir im Laufe von Jahrzehnten eine Ahnung, was ein ganzheitliches Denken und ein zeitgemäßes Weltbild sein könnte. Diesem ist mein weiterer Lebensweg gewidmet.

Robert Harsieber

 

Philosoph - Journalist - Verleger

 

„Die Art,

wie wir die Welt sehen,

erleben und in ihr agieren,

hängt ab von einem ‚Denkrahmen‘.

Er zeigt den für uns wichtig gewordenen, gewohnten Ausschnitt der Wirklichkeit.

Er schließt ein

und er grenzt aus.

In diesen Denkrahmen

sind wir hineingewachsen.

Wir können aber auch

über ihn hinauswachsen.“